Monat: März 2025

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Weiterhin gutes Sicherheitsniveau in angespannten Zeiten
Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt: Mit einer Kriminalitätsbelastung von 4.882 Straftaten je 100.000 Einwohner im Jahr 2024 ist und bleibt Baden-Württemberg eines der sichersten Länder. Die Anzahl der Straftaten sinkt im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 553.579 Fälle (ohne ausländerrechtliche Verstöße). Mehr als 60 Prozent der Straftaten werden aufgeklärt.
„Es sind weltweit bewegte und angespannte Zeiten, in denen wir leben – das spüren wir auch hier in Baden-Württemberg. In diesen Zeiten ist es der hervorragenden Arbeit unserer Polizei zu verdanken, dass wir unser gutes Sicherheitsniveau halten. Lässt man die Corona-Jahre außen vor, ist dies bei der Kriminalitätsbelastung das zweitbeste Ergebnis der vergangenen 20 Jahre. Mit einer Aufklärungsquote von 60,3 Prozent übertrifft die Polizei Baden-Württemberg erneut die sehr gute 60-Prozent-Marke. Das ist kein Zufall, sondern Ergebnis harter Arbeit. Fakt ist: Wir haben weiterhin eine niedrige Kriminalitätsbelastung. Die Gesamtzahl der Straftaten ist leicht gesunken und auch die Straftaten im öffentlichen Raum sind zurückgegangen“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl am 26. März 2025 bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik und des Sicherheitsberichtes 2024.
Zu den Entwicklungen im Einzelnen ergänzte der Minister: „Die gute Gesamtentwicklung hat freilich, wie übrigens in anderen Ländern auch, mit der Legalisierung von Cannabis zu tun. Mit der Legalisierung von Cannabis wiegen wir uns freilich in falscher Sicherheit, einer Scheinsicherheit – schaffen gravierende Probleme an anderer Stelle. Das Ganze ist ein Doppelwumms für die Organisierte Kriminalität, ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt. Wir verlagern obendrein die Probleme in die Psychiatrien und führen junge Menschen damit auf den völlig falschen Weg. Und wir schaffen ein enormes Verkehrssicherheitsproblem und beschädigen damit die harte Arbeit unserer Polizei.“
Die Zahlen auf einen Blick
Die Anzahl der Gesamtstraftaten sinkt in Baden-Württemberg im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Prozent auf 587.330 Fälle. Die Straftaten der sogenannten Allgemeinkriminalität – also ohne ausländerrechtliche Verstöße – sinken ebenfalls leicht um 0,9 Prozent auf 553.579 Fälle. Die Aufklärungsquote von 60,3 Prozent übertrifft zum sechsten Mal in den letzten zwei Dekaden die sehr gute 60-Prozent-Marke.
Entwicklung der Politisch motivierten Kriminalität
„Unsere Demokratie ist unter Druck, von innen wie von außen. Das zeigt auch der Anstieg im Bereich der Politisch motivierten Kriminalität, der ganz maßgeblich auf die Kommunal- und Europawahlen vom Juni 2024 zurückzuführen ist. Politisch motivierte Kriminalität – egal welcher Couleur – ist ein Angriff auf unsere Demokratie. Deshalb bekämpfen wir diese seit Jahren konsequent und mit allen Mitteln des Rechtsstaates. Der deutliche Anstieg der Politisch motivierten Kriminalität ist auch ein Alarmsignal: Wir müssen unsere Demokratie schützen: Wehret den Anfängen.“, erläuterte Innenminister Thomas Strobl.
Nach einem Rückgang im Vorjahr ist im Jahr 2024 eine Zunahme von 1.671 Fällen (34,4 Prozent) auf 6.526 politisch motivierter Straftaten zu verzeichnen. Das ist ein neuer Höchststand im Zehnjahresvergleich. Jede fünfte politisch motivierte Straftat im Jahr 2024, insgesamt 1.273 Fälle, hat die Polizei im Zusammenhang mit den Europa- und Kommunalwahlen erfasst. Die überwiegende Mehrheit bildeten Sachbeschädigungen und Diebstahlsdelikte, insbesondere das Entfernen und die Beschädigung von Wahlplakaten. Die Sachbeschädigungsdelikte haben im Jahr 2024 eine deutliche Steigerung von 652 auf 1.678 Fälle erfahren, die sich ebenfalls mit den Kommunal- und Europawahlen erklären lässt. Allein 898 Fälle und somit über die Hälfte aller politisch motivierten Sachbeschädigungen richten sich gegen Wahlplakate. Die Anzahl der Gewaltdelikte ging hingegen im Vergleich zum Vorjahr auf 211 (252) zurück.
„Wahlen sind eines der höchsten Güter der Demokratie. Unsere Polizei hat deshalb gezielt Maßnahmen getroffen, um den Bundestagwahlkampf in diesem Jahr zu schützen und dafür zu sorgen, dass er friedlich ablief. Wir sind hier alle gefordert genau hinzuhören und hinzusehen und unsere Freiheit, unsere Demokratie und unser friedliches Zusammenleben zu verteidigen. Wir brauchen ein Bollwerk, das unsere Demokratie schützt“, unterstrich Minister Thomas Strobl.
Einen Anstieg von 92 auf 124 Fälle gibt es auch im Bereich der religiösen Ideologie. Trotz der vergleichsweise geringen Fallzahlen birgt dieser Bereich ein erhebliches Gefährdungspotential. Das zeigt der Messerangriff am 31. Mai 2024 auf dem Mannheimer Marktplatz, bei dem mehrere Personen schwer verletzt und der Polizeibeamte Rouven Laur getötet wurden.
„Der Mord an Rouven Laur hat uns bis ins Mark getroffen. Diese schreckliche Tat haben wir als Mahnung und Auftrag verstanden. Im September 2024 hat die Landesregierung das umfangreiche Maßnahmenpaket ‚Sicherheit stärken, Migration ordnen, Radikalisierung vorbeugen‘ beschlossen, um für noch mehr Sicherheit zu sorgen. Wir nehmen Gefährder jetzt noch frühzeitiger und noch umfassender in den Blick – 360 Grad -, um terroristische Straftaten zu verhindern. Mit unserem neuen Staatschutz- und Anti-Terrorismuszentrum Baden-Württemberg, kurz SAT BW, bündeln wir beim Landeskriminalamt alle Informationen, alle Expertise und arbeiten mit intelligenten Analysetools und Analysesoftware“, so Innenminister Thomas Strobl. Mit dem Staatschutz- und Anti-Terrorismuszentrum Baden-Württemberg (SAT BW) hat Baden-Württemberg ein umfassendes Vorhaben zur Bekämpfung und Verfolgung der PMK erfolgreich umgesetzt. Die zentralen Kernelemente des SAT BW bestehen darin, die Effizienz bei der Bekämpfung der Politisch motivierten Kriminalität zu steigern und die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden weiter zu optimieren.
Seit dem 7. Oktober 2023 – dem terroristischen Angriff der radikalislamistischen Hamas auf Israel – sind die Fallzahlen im Bereich des Antisemitismus stark angestiegen. Diese sind im Jahr 2024 mit 590 (2023: 668) registrierten Straftaten auf hohem Niveau leicht rückläufig. Innenminister Thomas Strobl unterstrich: „Jüdisches Leben ist ein unverrückbarer Teil von Baden-Württemberg. Dafür setzen wir uns ein, dafür tragen wir Sorge. Deshalb haben wir am 8. November 2024 den bereits seit dem Jahr 2010 vereinbarten Staatsvertrag zwischen den Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württembergs und der Landesregierung bekräftigt und ausgebaut.“
Sicherheit im öffentlichen Raum
Leicht gesunken sind im Jahr 2024 die Straftaten im öffentlichen Raum auf rund 241.000 Fällen ohne ausländerrechtliche Verstöße (2023: 244.328 Fälle). Damit liegen sie auf dem Niveau des letzten Vor-Corona-Jahres 2019 und gehen im Vergleich zum letztmaligen Höchststand im Jahr 2015 mit fast 258.000 Fällen um 6,4 Prozent zurück. Den größten Anteil dieser Straftaten nehmen mit rund 27 Prozent Diebstahlsdelikte ein, gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten mit anteilig 22 Prozent sowie Sachbeschädigungen mit einem Anteil von gut 15 Prozent.
„Straftaten im öffentlichen Raum, vor allem auf unsere Straßen und Plätzen, stören das Sicherheitsgefühl der Menschen empfindlich. Wenn Menschen sich nicht sicher fühlen, kann das die Lebensqualität, das soziale Miteinander erheblich beeinträchtigen – und am Ende auch das Vertrauen in staatliche Institutionen. Das Sicherheitsgefühl ist also ein Frühwarnsystem für gesellschaftliche Spannungen. Deshalb schauen wir hier genau hin und nehmen das sehr ernst, um negative Entwicklungen frühzeitig zu stoppen“, stellte Innenminister Thomas Strobl fest.
Die Messerangriffe im öffentlichen Raum nehmen leicht um 3,2 Prozent auf rund 1.300 Fälle zu. Anteilig entfallen rund 40 Prozent dieser Taten auf Bedrohungen, ein Drittel auf gefährliche Körperverletzungen, 20 Prozent auf Raubdelikte und fünf Prozent auf Mord und Totschlag. Dreiviertel der Messerangriffe (75,6 Prozent) klärt die Polizei auf; bei Mord und Totschlag sind es über 95 Prozent (95,9 Prozent). Die Tatverdächtigen von Messerangriffen im öffentlichen Raum haben um 7,3 Prozent auf rund 1.240 Tatverdächtige zugenommen. Während die Anzahl der deutschen Tatverdächtigen das dritte Jahr in Folge bei etwa 590 Tatverdächtigen stagniert, sind die nichtdeutschen Tatverdächtigen um 13,9 Prozent auf fast 650 Tatverdächtige angestiegen. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger beträgt im Jahr 2024 über 52 Prozent. Die Zahl der tatverdächtigen Asylsuchenden und Geflüchteten steigt um 8,1 Prozent auf rund 200 Tatverdächtige an. Damit ist etwa jeder sechste Tatverdächtige eines Messerangriffs im öffentlichen Raum im Jahr 2024 ein Asylsuchender oder Geflüchteter. Bei knapp 40 Prozent der Tatverdächtigen von Messerangriffen im öffentlichen Raum handelt es sich um Tatverdächtige unter 21 Jahren.
Innenminister Thomas Strobl erklärte: „Für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger entwickeln wir gemeinsam mit den Kommunen Konzepte nach Maß. Mit Innovation, wie etwa den intelligenten Videoschutz in Mannheim, länderübergreifenden Fahndungs- und Sicherheitstagen sowie Waffen- und Messerverbotszonen schützen wir den öffentlichen Raum. Denn: Sicherheit beginnt dort, wo die Menschen leben, sich begegnen und bewegen. Im September 2024 hat der Ministerrat deshalb die Möglichkeit zur Einrichtung von Waffen- und Messerverbotszonen durch die Kreispolizeibehörden unbefristet verlängert. Freilich lösen wir mit Waffenverbotszonen allein nicht jedes Problem, aber jedes Messer und jede Waffe, die wir sicherstellen, ist ein Sicherheitsgewinn.“
Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte
Die Fälle von Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten steigen im Jahr 2024 weiter um 7,2 Prozent auf einen Höchstwert von knapp 6.400 Straftaten. Seit dem Jahr 2024 fließt auch die Beleidigung auf sexueller Grundlage gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in die Statistik ein. Das macht alleine 2024 insgesamt knapp 500 Fälle aus, die im Wesentlichen den Gesamtanstieg der Fallzahlen erklären. Doch auch ohne diese Erweiterung der sogenannten Opferdelikte läge das Fallaufkommen rein rechnerisch auf dem Niveau des Vorjahres (-1,2 Prozent). Bei 55 Gewalttaten handelt es sich um Messerangriffe, das sind sieben mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der hierbei verletzten Polizistinnen und Polizisten nimmt − ausgehend vom Höchstwert des Vorjahres − um 7,3 Prozent auf 2.784 Verletze ab, befindet sich jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau.
„Gewalt gegen Einsatzkräfte betrifft uns alle. Sie ist ein Angriff auf unsere Demokratie und unsere Werte. Eine wehrhafte Demokratie ist in diesen Zeiten wichtiger denn je – das haben uns die letzten Monate und Jahre, die Krisen und Kriege nochmals vor Augen geführt. Und dafür brauchen wir unsere Polizei: Sie ist Garant für unser aller Freiheit und Sicherheit. Deshalb müssen wir sie schützen und das tun wir in Baden-Württemberg!“, sagte Minister Thomas Strobl.
Die Gewalttaten gegen Rettungskräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten gehen 2024 im Vergleich zum Höchstwert des Vorjahres um 5,9 Prozent auf 222 Fälle zurück. Hierbei werden 105 Rettungskräfte verletzt, sechs weniger als im Jahr zuvor.
Cybercrime und Anrufstraftaten
Die Fälle der Cyberkriminalität nehmen um 10,8 Prozent auf rund 15.000 Fälle zu. Cybercrime hat einen Anteil von 2,6 Prozent an der Gesamtkriminalität, gleichzeitig können die Taten erhebliche Auswirkungen für die betroffenen Unternehmen oder Personen entfalten. Der finanzielle Schaden steigt im Jahr 2024 um 6,7 Prozent auf rund 17,7 Millionen Euro. Auch die Straftaten mit dem Tatmittel Internet und/oder IT-Gerätesteigen um 6,4 Prozent auf rund 46.000 Fälle an. Etwa zwei Drittel davon klärt die Polizei auf. Der Schaden nimmt um ein Viertel auf rund 74,5 Millionen Euro zu. Mehr als die Hälfte der Fälle sind Betrugsdelikte. „Die Welt ist vernetzt und wird zunehmend digitaler. Cybercrime, Cyberspionage und Cybersabotage – das sind gigantische Herausforderungen unserer Zeit. Hinzu kommt: Kriege werden zunehmend übers Netz geführt. Deshalb setzen wir hier einen klaren Schwerpunkt. Unsere Sicherheitsbehörden arbeiten mit internationalen Partnern weltweit zusammen und gehen hartnäckig, konsequent und grenzüberschreitend dagegen vor. Und wir unterstützen unsere Sicherheitsbehörden tatkräftig und statten sie personell und technisch so gut aus, dass sie den Cyberkriminelle auch noch im letzten Winkel des Netzes auf die Spur kommen“, so Minister Thomas Strobl.
Die betrügerischen Anrufstraftaten mit den Tatbegehungsweisen „Falscher Polizeibeamter“, Enkeltrick“ und „Schockanruf“ sind im Jahr 2024 um 16,7 Prozent auf 8.780 Fälle gesunken. Der Gesamtschaden geht um 15 Prozent bzw. 3,2 Millionen Euro auf rund 18,4 Millionen Euro zurück. Kriminelle bedienen sich hierbei vorwiegend des Vertrauens der Angerufenen in die Polizei oder aber deren Sorge und Hilfsbereitschaft innerhalb der Familie und nutzen dies schamlos aus. Rund 95 Prozent der betrügerischen Anrufe sind erfolglos. „Unsere Maßnahmen wirken – das zeigt sich auch in den Zahlen. Durch hartnäckige Ermittlungsarbeit und eine umfassende Sensibilisierung der Bevölkerung ist es uns gelungen, diese niederträchtigen Taten deutlich einzudämmen. Wir bleiben hier weiter am Ball und vor allem ganz nah an den Menschen und informieren breit über diese Betrugsmaschen. Nur so gelingt es, das Konzept der Kriminellen zu durchbrechen“, betonte Innenminister Thomas Strobl.
Zum Sicherheitsbericht 2024 (PDF)
zurückVerkehrsunfallbilanz 2024

Innenminister Thomas Strobl stellt Verkehrsunfallbilanz 2024 vor: Deutlich weniger Tote und Schwerverletzte
Die Verkehrsunfallbilanz 2024 zeigt: Der Straßenverkehr in Baden-Württemberg wird immer sicherer. Die Anzahl der Verletzten und Getöteten ist im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunken. Baden-Württemberg hat sich bis 2030 eine Reduzierung der Schwerverletzten ausgehend von 2010 um 30 Prozent zum Ziel gesetzt. Dieses Ziel ist vorzeitig bereits jetzt erreicht.
„Die Vision Zero – ein Straßenverkehr ohne Getötete und Schwerverletzte in Baden-Württemberg ist und bleibt unser klares Ziel. Die Verkehrsunfallbilanz 2024 belegt einmal mehr: Wir sind auf dem richtigen Kurs. Die Anzahl der im Straßenverkehr Getöteten und Schwerverletzten ging deutlich zurück. Bei den Schwerverletzten ist ein neuer Tiefstand erreicht. Das bedeutet konkret: 30 Prozent weniger Getötete und 30 Prozent weniger Schwerverletzte seit 2010. Baden-Württemberg hat die Vision Zero konsequent weiter gedacht und sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Zahl der Schwerverletzten um 30 Prozent zu senken, ausgehend vom Jahr 2010. Dieses Ziel haben wir vorzeitig bereits jetzt erreicht: Im Jahr 2010 hatten wir 8.449 Schwerverletzte, 2024 waren es noch 5.950“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl anlässlich der Veröffentlichung der Verkehrsunfallbilanz 2024 in Stuttgart.
Die Verkehrsunfallbilanz in Zahlen
Im Jahr 2024 ereigneten sich in Baden-Württemberg insgesamt 312.105 Verkehrsunfälle; 3.508 mehr als im Vorjahr (+ 1,1 Prozent). Bei 89 Prozent der Verkehrsunfälle blieb es bei Sachschäden (278.631; + 1,3 Prozent). Insgesamt wurden 42.115 Personen verletzt (2023: 42.598; – 1,1 Prozent). Sowohl bei den Leichtverletzten (35.825; – 0,7 Prozent) als auch bei den Schwerverletzten (5.950; – 3,1 Prozent) sind Rückgänge zu verzeichnen. 340 Menschen kamen im Jahr 2024 bei Verkehrsunfällen ums Leben, 29 weniger als 2023 (- 7,9 Prozent). Der Anteil der Verkehrsunfälle mit Personenschaden am Gesamtunfallaufkommen wird immer geringer. Während im Jahr 2010 bei 12,3 Prozent der Verkehrsunfälle Personen zu Schaden kamen und im Jahr 2023 bei 10,9 Prozent, waren es 2024 nur noch 10,8 Prozent.
„Die Verkehrsunfallentwicklung in Baden-Württemberg bleibt in der richtigen Spur. Das ist kein Zufall, dafür tun wir sehr viel. Wir haben 29 Verkehrstote weniger als 2023 – freilich sind das 340 Verkehrstote zu viel. Wir dürfen daher keinen Deut nachlassen in unseren Bemühungen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr“, so Minister Thomas Strobl.
Ausgewählte Verkehrsarten und Zielgruppen
Elektrokleinstfahrzeuge, insbesondere E-Scooter, sind aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Das macht sich auch in der Unfalllage bemerkbar. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Elektrokleinstfahrzeugen hat auch 2024 weiter zugenommen. Insgesamt hat die Polizei 1.465 Verkehrsunfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen registriert. Das sind 367 (+33,4 Prozent) mehr als im Vorjahr. 68,7 Prozent der Unfälle (1.006) wurden durch die Nutzerinnen und Nutzer selbst verursacht. Mangelnde Verkehrstüchtigkeit spielte hierbei die zentrale Rolle und war bei 17,6 Prozent der Verkehrsunfälle (177) unfallursächlich. Sieben Menschen verunglückten mit einem Elektrokleinstfahrzeug tödlich (2023: 3).
„E-Scooter sind schnell und leicht verfügbar – und damit ein verlockendes Beförderungsmittel, auch nach einer feucht-fröhlichen Partynacht. Deshalb werden wir 2025 unser Präventionsangebot ausbauen und weiter gezielte Kontrollen durchführen “, erklärte Innenminister Thomas Strobl.
Fahrräder, ob mit Muskelkraft angetrieben oder Pedelecs mit elektronischer Unterstützung, sind weiterhin beliebte Fortbewegungsmittel in allen Altersschichten. Der Bestand wächst kontinuierlich und statistisch verfügt nahezu jede Person in Deutschland über ein Fahrrad oder Pedelec. Die Gesamtzahl der Fahrradunfälle (einschließlich Pedelecs) ging im Jahr 2024 auf 12.343 Fälle zurück (2023: 12.648; – 2,4 Prozent); 57 Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer verunglückten tödlich – fünf weniger als 2023 (2023: 62). 1.818 Radlerinnen und Radler verunglückten schwer – 58 weniger als im Vorjahr. Bei rund jedem dritten Fahrradunfall war ein Pedelec beteiligt (4.204). Insgesamt verletzten sich 776 Pedelecfahrerinnen und Pedelecfahrer schwer; von den 57 getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern waren 33 mit einem Pedelec unterwegs. Damit endeten Pedelecunfälle mit Personenschaden häufiger tödlich als solche mit Fahrrädern ohne Motor. 32 der getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern waren 65 Jahre oder älter.
„Gerade für Seniorinnen und Senioren sind Pedelecs ein beliebtes Fortbewegungsmittel. Die Verletzungsfolgen bei einem Unfall sind für ältere Menschen freilich meist schwerwiegender. Im letzten Jahr verunglückten 20 Seniorinnen und Senioren mit einem Pedelec tödlich“, führte Innenminister Thomas Strobl aus.
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Seniorinnen und Senioren stieg 2024 um 2,8 Prozent auf insgesamt 27.127 (2023: 26.386). Hierbei verunglückten 6.108 Seniorinnen und Senioren. Die Anzahl der Getöteten stieg in dieser Altersklasse gegenüber dem Vorjahr um 7,6 Prozent auf 127 Personen an (2023: 118). Damit war mehr als jeder dritte Verkehrstote im Seniorenalter.
Nach einem absoluten Tiefstand im Jahr 2023 (ein Kind), kamen im vergangenen Jahr 14 Kinder (0 bis 13 Jahre) auf Baden-Württembergs Straßen ums Leben. Insgesamt war ein Rückgang der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Kindern von 1.805 auf 1.739 (-3,7 Prozent) festzustellen. 2.516 Kinder wurden bei Verkehrsunfällen verletzt, 113 weniger als im Vorjahr (-4,3 Prozent). Auf dem Schulweg ereigneten sich 378 Unfälle (2023: 423, – 10,6 Prozent), bei denen die Kinder selbstaktiv unterwegs waren.
„Die Verkehrssicherheit von Kindern hat bei uns schon immer oberste Priorität. Es ist uns ein Herzensanliegen, Kinder vor den Gefahren im Straßenverkehr zu schützen. Die Kleinsten können viele Gefahren noch nicht richtig einschätzen – hier müssen wir alle ganz besonders achtsam sein und Rücksicht nehmen. Vor allem müssen Erwachsene mit gutem Beispiel vorangehen. Denn wir Erwachsenen prägen das Verhalten unserer Kinder im Straßenverkehr maßgeblich. Die Landesregierung hat mit MOVERS einen Schwerpunkt bei der Förderung der selbstaktiven Schulwegsicherheit gesetzt. Wir werden in unseren Anstrengungen hier nicht nachlassen. Dazu schreiben wir Prävention sehr groß und setzen bei der Verkehrssicherheit im Jahr 2025 einen deutlichen Schwerpunkt auf Kinder im Straßenverkehr. Wir haben dabei alle relevanten Zielgruppen im Blick – denn neun der 14 bei Verkehrsunfällen tödlich verunglückten Kinder waren auf das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer zurückzuführen“, so Innenminister Thomas Strobl. Bei insgesamt 13.205 Präventionsveranstaltungen hat die Polizei im vergangenen Jahr 270.000 Menschen (2023: 270.818) erreicht. Alleine bei der Radfahrausbildung hat die Polizei 94.611 Kinder geschult. Seit 2023 widmet das Land Baden-Württemberg jedes Jahr eine Aktionswoche der Verkehrssicherheit zu unterschiedlichen Themen. Im Jahr 2025 dreht sich alles um „Kinder im Straßenverkehr“. Die Aktionswoche startet am 12. Juli 2025 bei der Gartenschau in Freudenstadt/Baiersbronn.“
Hauptunfallursachen und Risikofaktoren
Nach wie vor ist überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit die Unfallursache Nummer 1 für tödliche Verkehrsunfälle auf den Straßen Baden-Württembergs. 117 der 340 Verkehrstoten (34,4 Prozent) verunglückten, weil zu schnell gefahren wurde. Bei 13 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle waren die Unfallverursacherinnen und Unfallverursacher vom Straßenverkehr abgelenkt. So starben 47 Menschen, weil jemand nicht bei der Sache war oder sich ablenken ließ, beispielsweise durch die Verwendung eines Mobiltelefons. Mangelnde Verkehrstüchtigkeit führte zu 41 tödlichen Verkehrsunfällen (12,8 Prozent).
Über die Hälfte (31 von 57) der getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer trug keinen Helm. Von 148 gurtpflichtigen Getöteten hatten 45 (30,4 Prozent) den Sicherheitsgurt nicht oder nicht richtig angelegt.
„In den Zahlen steckt eine Botschaft: Fahren Sie nicht zu schnell, bleiben Sie nüchtern, halten Sie Ihre Augen auf die Straße gerichtet, schnallen Sie sich im Auto an und setzen Sie beim Fahrradfahren einen Helm auf. 76 Menschen könnten heute vielleicht noch am Leben sein, wenn sie sich angeschnallt oder einen Fahrradhelm getragen hätten. Mit einfachen Mitteln kann jeder sich und andere schützen“, erklärte Innenminister Thomas Strobl.
Verkehrsüberwachung
Zur Bekämpfung der Hauptursachen und Risikofaktoren für schwere Verkehrsunfälle setzt die Polizei Baden-Württemberg auf eine zielgerichtete Verkehrsüberwachung. Dabei hat die Polizei im vergangenen Jahr 1.615.416 Geschwindigkeitsverstöße erfasst. 26.731 Menschen fuhren unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss und gelangten hierfür zur Anzeige. Zudem stellte die Polizei 87.826 Handyverstöße, 101.571 Verstöße gegen die Gurt- und Kindersicherungspflicht und 67.473 Abstandsverstöße fest. Im Zusammenhang mit Posing und illegalem Tuning wurden im vergangenen Jahr 6.629 Verstöße angezeigt. Bei 3.264 Schwerpunktkontrollen rund um den Radverkehr hat die Polizei 20.393 Verkehrsverstöße festgestellt; im Bereich der Motorradkontrollen waren es bei 1.797 Kontrollen 6.281 Verstöße. „Verkehrssicherheitsarbeit ist Kernaufgabe der Polizei. Sie ist kein Selbstzweck und wir möchten damit auch keine Kasse machen. Es geht darum, Menschenleben zu retten!“, betonte Innenminister Thomas Strobl.
Verkehrsunfallprävention
Ein klarer Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit war auch 2024 die Verkehrsunfallprävention: Bei 13.205 Präventionsveranstaltungen hat die Polizei 270.818 Menschen unterschiedlichster Zielgruppen erreicht. Hinzu kommen rund 97.000 Schülerinnen und Schüler, die die Radfahrausbildung durchlaufen haben.
„Verkehrsunfallprävention ist Teamarbeit! Und das leben wir – mit unseren starken Partnern von GIB ACHT IM VERKEHR und den Kommunen. Wir haben in Baden-Württemberg eine bundesweit einmalige Radfahrausbildung – auch dank der Kommunen und Verkehrswachten, die mit der Ertüchtigung und Unterhaltung von Jugendverkehrsschulplätzen beste Bedingungen für die Radfahrausbildung schaffen. Daher geht mein Dank auch in diese Richtung! Es ist wichtig, dieses hohe Niveau nicht nur zu halten, sondern es weiter auszubauen – für unsere Kinder, für noch mehr Verkehrssicherheit“, schloss Innenminister Thomas Strobl.
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DPZ-Ausgabe 1-2025

Titelthema: Organisation neu gedacht
Beiträge unter anderem:
- Neues Beurteilungssystem für den Polizeivollzugsdienst
- Im Gespräch mit Landeskriminaldirektorin Sandra Zarges
- Mitarbeiterbefragung 2024
- Das neue Vorgesetztenfeedback
- Symposium Messerangriffe an der Hochschule für Polizei BW